Glauben und Wissen

Für ein friedliches Miteinander ist der von Achtung und Toleranz geprägte Umgang mit dem Glauben bzw. der Weltanschauung religiös und nicht-religiös geprägter Menschen zentral. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass (junge) Menschen in einen respektvollen Dialog treten können und sich gemeinsam auf die Suche nach Antworten auf zentrale Fragen der Menschheit machen können. Im Zusatzkurs „Glauben und Wissen“ sollen Fragen im Vordergrund stehen, die sich Jugendliche und junge Erwachsene häufig stellen, die im Unterricht aber oft zu kurz kommen. Wesentlich dabei ist die Frage nach dem eigentlich Wirklichen: Ist es die Materie, ist es das Leben, ist es das Bewusstsein (der Geist, die Seele) oder aber ein göttliches Wesen?

Schon René Descartes stellte in seinen Meditationen über die Erste Philosophie (1641) die Frage: Wie kann man überhaupt etwas über die Realität außerhalb von einem selbst wissen? In Zeiten von virtueller Realität (VR) und Fake News erscheint diese Frage wieder brandaktuell. In den Worten des australischen Philosophen David Chalmers (geb. 1966) kann nämlich auch gefragt werden: „Ist es möglich, dass wir uns jetzt gerade in einer virtuellen Welt befinden?“*

Der Zusatzkurs „Glauben und Wissen“ beginnt zunächst mit der Frage, was wir eigentlich unter „Wissen“ verstehen und wie wir dieses vom „Glauben“ unterscheiden können. Dabei erkunden wir die Grenzen der Wissenschaft und stellen dabei auch die folgenden entscheidenden Fragen: Was kann ich eigentlich wissen? Ist alles naturwissenschaftlich erklärbar und berechenbar? Wie sind Phänomene verstehbar, die sich einer naturwissenschaftlichen Analyse entziehen, z. B. Bewusstsein oder Liebe? Aber auch „handwerkliche“ Fragestellungen sollen im Zusatzkurs nicht zu kurz kommen, z. B.: Was sind „gute“ Informationsquellen und wie kann ich diese z.B. von „Fake News“ unterscheiden?

Unsere heutige Welt ist stark geprägt durch Wissenschaft und Technik. Dies führt bei vielen zu einem Selbst- und Weltverständnis, das ohne Religion auszukommen glaubt und das „Heil“ im wissenschaftlich-technischen Fortschritt sieht. Auf der anderen Seite sind aber viele Menschen von einem religiösen Glauben geprägt. Bei der Frage nach dem „Glauben“ werden wir uns mit verschiedenen religiösen Positionen beschäftigen, insbesondere dem Islam, dem Juden- und Christentum sowie dem Hinduismus und dem Buddhismus. In gleicher Weise sollen die Sinnfindung bzw. sinnstiftende Elemente von Weltanschauungen wie dem säkularen Humanismus oder dem Atheismus untersucht werden. Auch hier stellen sich wieder grundlegende Fragen: Kann der Mensch wissen, was nach dem Tod mit der Seele, dem Geist oder dem Bewusstsein geschieht? Steht für alle Zeiten fest, was moralisch gut ist oder bestimmt dies jede Gesellschaft für sich neu und anders?

Als Inspirationsquelle zum Lesen und weiterem Nachdenken empfohlen:

Thomas Nagel: Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie. Reclam, Stuttgart, 2008.

David C. Chalmers: REALITÄT+ Virtuelle Welten und die Probleme der Philosophie. Suhrkamp, Berlin, 2023.

Unterricht

Der Kurs wird als dreistündiger Zusatzkurs im Jahrgang 11 (1. und 2. Semester) angeboten.