Back to the roots: Comic-Zeichner Simon Schwartz zu Besuch
Am 2.7. kam Simon Schwartz für eine Lesung in der Klassse 8b in die Schule. Schwartz ist nicht nur erfolgreicher Comic-Autor, sondern auch ein ehemaliger Schüler unserer Schule. Im Schuljahr 2002 machte er am Hesse-Gymnasium sein Abitur.
Bei uns stellte er die Graphic-Novel “drüben!” vor. Hier schreibt Simon Schwartz von den Erlebnissen seiner Eltern und ihm, vor, nach und während ihrer Ausreise aus der DDR in den Westen. Die Graphik-Novel erzählt die Story aus verschiedenen zeitlichen Perspektiven, zusammengetragen durch Interviews mit seinen Eltern, Großeltern und anderen Zeitzeug:innen.
Nachdem Simon Schwartz´ Eltern einen Ausreiseantrag gestellt hatten, galten sie als Dissidenten. Sie wurden jahrelang von der Stasi bespitzelt, schikaniert und ihrer Privatsphäre beraubt. Die staatliche Überwachung reichte bis in ihr Zuhause: Hausdurchsuchungen, Kontrolle des Alltags, gesellschaftliche Isolation. Erst nach viereinhalb Jahren durfte die Familie die DDR verlassen – ermöglicht unter anderem durch die Regelungen des KSZE-Vertrags. Diese Erfahrungen verarbeitete Schwartz in seinem vielfach ausgezeichneten Comic “drüben!”, aus dem er uns Passagen vorstellte.
Im Anschluss an die Lesung durften wir Simon Schwartz noch einige Fragen zu seiner Schulzeit am Hesse-Gymnasium stellen. Er beschreibt das HHG in den 90ern als linksalternativ, als offen, kreativ und lebendig: So habe es viele Lehrer mit Hippie-Vergangenheit gegeben. Weil das Schulgebäude in sehr schlechtem Zustand war, wurden die Schüler:innen selbst aktiv und strichen z.B. selbst ihre Klassenräume.
Er beschreibt das HHG zu seiner Zeit als eine Schule mit starkem musisch-kulturellem Schwerpunkt – ähnlich wie heute. Es habe drei Theaterkurse in einem Jahrgang und viele in Schulbands musizierende Schüler:innen gegeben (in seinem Jahrgang war u.a. John Magiriba Lwanga, ein späteres Mitglied von Culcha Candela). Schwartz erinnert sich auch an regelmäßige Demos gegen Sparmaßnahmen, zu der Lehrkräfte und Schüler:innen gemeinsam gingen.
„Alle Sportlehrer rauchten, alle Kunstlehrer hießen Klaus“, erinnerte er sich mit einem Grinsen. Sein Lieblingsfach: natürlich Kunst. Die Schule bot den Schüler:innen viel Freiraum zur Entfaltung. Trotzdem sagt er rückblickend: „Das Leben beginnt eigentlich erst nach der Schule.“
Simon Schwartz‘ Lesung war mehr als ein Blick in seine Comics: Wir haben viel über die Geschichte der deutschen Teilung und über unsere Schule erfahren – und wie man aus einer Leidenschaft einen Beruf macht.
Luise, Ben (8b)
Dieser Artikel erschien auch in unserer Schülizeitung „Die Hermi“ (Juli 2025).




